Ich war nie ein großer Fan von Halloween, nie gefeiert, nie groß damit auseinandergesetzt. Und trotzdem sitze ich mit 29 Jahren auf der Terrasse einer kleinen Farm mitten in der Toskana und schnitze ein Gesicht in einen verdammten Kürbis.
Workaway in der Toskana
Mittlerweile ist die dritte Woche meines Italien-Aufenthalts angebrochen und ich arbeite auf einer Farm in Pontassieve, Toskana. Meine Arbeitgeberin, Suzi, ist Engländerin und Halloween hat für sie und ihre Tochter in etwa den gleichen Stellenwert wie Ostern und Weihnachten. Schon Tage vor der großen Party hängen an den Ästen des alten und ehrwürdigen Olivenbaums im Hof kleine Skelette, die im Dunkeln leuchten. Auch die Weinreben sind Teil der Horrorshow à la Toskana. Wo gerade noch saftige Trauben waren, hängen jetzt künstliche weiße Spinnennetze.
Vorbereitungen für Halloween
Seit meiner Ankunft habe ich Gummihandschuhe mit Süßigkeiten gefüllt und mit künstlichem Blut übergossen. Hunderte Sticker ausgeschnitten. Kürbisse und Paprika ausgehöhlt und mit Fratzen verziert. Halloween-Girlanden aufgehängt, etliche Kerzen aufgestellt und unter größter Anstrengung Konfetti und Mehl in Luftballons gefriemelt. Ja, ich bin zu einem fragwürdigen Zeitpunkt und sehr blauäugig in Suzis Zuhause spaziert. Während der Arbeit schau ich immer mal wieder in die Ferne, wo man die Weingärten und Berge sieht. Nur um mich kurz daran zu erinnern, dass ich noch in Italien bin.
Kein normaler Workawayer-Alltag
Als ich entschieden habe, eine Woche lang in einer kleinen Stadt in der Nähe von Florenz zu arbeiten, habe ich mich zwar eher beim Weintraubenernten oder Olivenpflücken gesehen, aber Suzi und ihre Familie haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich mir morgen wahrscheinlich sogar bereitwillig eine Halloween-Maske überstülpen lassen werde. Und ich hasse es, mich zu verkleiden. Von ganzem Herzen. Aber wann hat man schonmal die absurde Möglichkeit, in der Toskana als Monster verkleidet Marshmallows über einem offenen Feuer zu grillen.
Noch einmal schlafen also, dann werden 15 kleine aufgeregte Kinder das Anwesen der Familie Jenkins für einige Stunden beschlagnahmen und sich die Bäuche mit Süßem und Saurem vollschlagen. Welche Rolle die Workawayerin aus Deutschland bei der englisch-italienischen Show einnehmen wird, wurde noch nicht ganz klar kommuniziert. Aber ich befürchte das Schlimmste.
Ich bin Jana Freiberger, Journalistin, und schreibe auf diesem Blog über meinen Alltag, Reisen und gutes Essen.
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