Eure Möbel auf meinem Dachboden stören mich nicht, hat er gesagt. Lasst Euch Zeit, hat er gesagt. Dass wir erstmal ein Jahr lang von Zwischenmiete zu Zwischenmiete ziehen werden, haben wir ihm nicht gesagt.
Fast alles, was wir besitzen und nicht unbedingt brauchen, ist zurzeit im Saarland bei meinem Bruder eingelagert. Bücher, Geschirr, Bettdecken und zwei, drei Möbelstücke, an denen unser Herz so sehr hängt, dass wir sie vor dem Umzug nicht verkauft haben. Eigentlich wollten wir das ganze Zeug Ende des Jahres nach Hamburg nachholen, aber die Realität sieht anders aus. Bisher war ich hier eher ein gelegentlicher Gast, die Jobsuche stand weit unten auf meiner (What-I-Want)To-Do-Liste. Und für ein Paar, bei dem nur einer ein regelmäßiges Einkommen hat, sind die Wohnungsangebote nicht wirklich toll. Etwa 35-quadratmeter-ohne-balkon-und-spülmaschine-toll.
Also werden wir vor Silvester unsere paar Habseligkeiten in unsere Koffer schmeißen und zur nächsten Zwischenmiete pilgern. Gastauftritt Nummer drei für Davide, Nummer zwei für mich. Mit etwas Glück ist das Bett dieses Mal vielleicht nicht mit einer rosa schimmernden Girlande verziert, vielleicht gibt es sogar ein richtiges Sofa und vielleicht mehr als drei Stühle, sodass sich auch Gäste wohlfühlen können. Wir sind zu Einsiedlerkrebsen mutiert – sehr flexibel in Bezug auf unsere Wohnsituation und die damit verbundenen Ansprüche.
Aber was soll das Gejammer. Das Vagabunden-Leben hat ja auch seine positiven Seiten: Probleme, Anschluss zu finden? Jede Besichtigung ist eine Chance, zukünftige Freunde kennenzulernen. Kein Geld für eigene Möbel? Voilà, willkommen im gemachten Nest. Voyeuristisch veranlagt? Perfekt. Erfahrungsgemäß gibt's auch immer allerhand Spirituosen. Denn wer will schon Tüten gefüllt mit billigem Wodka und Rum während des Auslandssemesters bei den Eltern unterstellen.
Wir sind hier übrigens bei weitem nicht die einzigen dieser emsigen Tierchen. Das Zwischenmiete-Geschäft boomt. Am Ende jedes Monats kann man in den beliebtesten Vierteln wie St. Pauli, St. Georg, Eimsbüttel und Winterhude Wanderungen von ganzen Einsiedlerkrebs-Herden beobachten. Beladen mit ihrem Gepäck laufen sie von einem teuer bezahlten sicheren Versteck zum nächsten. Um sich dann schon wieder auf die Suche zu machen.
Für einen gewissen Zeitraum ist das alles ganz witzig, unterm Strich wäre eine dauerhafte Bleibe aber doch ganz nett...
Ich bin Jana Freiberger, Journalistin, und schreibe auf diesem Blog über meinen Alltag, Reisen und gutes Essen.
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